Im Kopf Deine Kollegin? Die eine, die im vergangenen Jahr in eurer Abteilung angefangen hat. Die eine, von der Du, aus welchem Grund auch immer, genau weißt, dass es niemals etwas mit euch werden wird. Wie bitte!? Du kannst Dich nicht von dem Gedanken lösen und leidest auch noch darunter? Hm!… Oneitis lässt grüßen!
Immer noch Probleme beim Einschlafen, weil der Exfreund immer noch für dieses Kopfkino sorgt. Ein Gedankenkarussell, welches Dein Hirn Nacht für Nacht, immer wieder aufs Neue malträtiert?! Das heftige daran ist aber die Tatsache, dass bei Dir die Trennung schon über ein halbes Jahr her ist und es Dir eigentlich eher etwas besser, anstelle sogar etwas schlechter gehen sollte. Immer noch wird da täglich an ihn gedacht und sogar täglich am Haus und an seiner Arbeitsstelle hin und hergependelt, nur um zu sehen was er macht!? Hm!… Ich glaube auch hier lässt die Oneitis grüßen!
Vor längerem schon eine Abweisung bekommen und immer noch lässt dieses Gefühl Dich nicht los, etwas „Einzigartiges“, so „Vollkommenes“ nicht bekommen zu haben? Die „Frau des Lebens“ die man da erblickt und zu der man dann Kontakt aufgenommen hat!? Du kommst mit der Abweisung über einen längeren Zeitraum auch gar nicht klar, weil Du sogar die gute Frau bis zu ihr nach Haus verfolgt hast? Nachgesehen hast, wie sie heißt? Auf Facebook gestalkt und rausgefunden hast, als was und wo sie arbeitet? Gut vorbereitet allen Mut zusammengenommen, hattest Du es ja vor, mit Ihr in eine Beziehung zu kommen. Zudem auch noch bist Du doch „der einzig Richtige“ für sie! Du hast versucht, sie zu daten? Die Sache schien so perfekt und dennoch hat sie Dich abblitzen lassen, aber Du kannst einfach nicht von ihr lassen, weil sie, SIE eben diese EINE und sonst Keine ist!? Hm!… Ganz klarer Fall! Oneitis lässt grüßen!
Denn wenn Du nun denkst, es sei bei Dir ja „nicht so“, Du seist über Deine Gefühle erhaben oder Du nach sonstigen Verharmlosungen für Dein Verhalten suchst, dann mein Freund und/oder meine Freundin, muss ich Dich leider enttäuschen. Denn, wenn Du erstmal so weit bist, mit solchen Gedanken – und Verhaltensweisen Deinen Alltag mitzuprägen, dann willkommen in Deiner eigenen, persönlichen Oneitis!
ONEitis, also „One-It-Is“, ist ein klassischer Begriff aus der Verführungsszene, welches den, schon fast krankhaften Um – oder Zustand beschreibt, wonach eine betreffende Person, eine Andere, sei es das aktuelle Date, ein bereits bestehender Partner oder die Exfreundin, zunächst gedanklich und dann auch schlussendlich, mental auf ein Podest stellt. Betreffende Personen neigen in diesem Zustand dazu, diesen „ONE“, diesen „EINEN“ / diese EINE, dessen Handlungen, Art, Charakterzüge etc. völlig zu überidealisieren. Die eigene Wahrnehmung wird unter anderem, auch aufgrund gewisser Mechanismen im Kopf, wie z. B. die Rationalisierung, zum Teil so weit verschoben, dass man gewisse Vorzüge völlig übertrieben ins Positive fasst und gewisse negative Eigenschaften dieser Person, positiv hinrationalisiert oder völlig ausblendet. Es entsteht eine Art innerlich Lähmung, wenn man so will. Betreffende Personen mit Oneitis hören auf, den Fokus auf den eigenen Alltag zu richten, sie verlieren nach und nach und immer mehr und mehr den inneren Antrieb, stellenweise sogar bis zu dem Punkt, wo sie sogar damit aufhören, sie selbst zu sein.
Da ist kein „der Eine“ oder „die Eine“! Höchstens vielleicht dieser „Seelenfreund Mythos“, der einem im Lauf der Zeit über die Medienmaschinerie und dem Mainstream in regelmäßigen Abständen ins Gehirn gepumpt wird. Es gibt einige gute und einige schlechte Leute die als Partner zu einem, mehr oder weniger passen, ja! Aber es ist niemand da, der jetzt DER EINE oder DIE EINE wäre. Jeder Mensch hat seine Stärken und Schwächen und wer Dir etwas Anderes sagt, verkauft lediglich diese „Hollywood – Romantik“, dass es NUR DIESEN EINE/ NUR DIESE EINE, „BESONDERE“ da draußen auf der großen, weiten Welt geben würde. Nichts Anderes nämlich, ist in der heutigen Zeit der Brennstoff schlechthin, für eine handfeste Oneitis in Deinem Kopf!
Denn, wenn dem tatsächlich so wäre, und angenommen einmal es ist tatsächlich auch so gängiges Naturgesetz, dann frag doch einfach mal eine geschiedene oder verwitwete Person in Deinem Umfeld, die entweder wieder geheiratet oder nach dem Tod des „Seelenfreundes“/ „der Seelenfreundin“ zu einem anderen Menschen weitergezogen ist. Ich bin mir sicher, Du wirst zu 100% als Antwort erhalten: „Hm! Naja! Er/Sie ist eben einfach anders, nicht besser, nicht schlechter, eben anders!“
Fakt ist, dass manche Leute aufgrund dieses Soulmate-Mythos eine Phantasie kreieren, die wir zwar alle, zumindest in gewisser Weise auch irgendwo teilen. Leute, die sich einer Idealisierung hingeben ja, einige von ihnen sogar eine bildhafte Festlegung in ihrem Kopf erschaffen, dass es einen „perfekten“ Partner für jeden von uns gibt und sobald die Planeten sich ausrichten und natürlich das Schicksal auch seine Würze mit in die Suppe gibt, es nur eine Frage der Zeit sein wird, bis diese „Magie“ ihre Wirkung erreicht und einem „dieser Eine / diese Eine“, auf einem Pferd entgegenreitet. Ich meine, dass klingt ja auch alles so schön und es ist auch ungeheuer romantisch. Doch Fakt ist, dass es den Nährboden schlechthin für eine Oneitis in Deinem Kopf liefert, die Dir das Leben dann zur wahren Hölle machen wird. Sofern Deine aktuelle Oneitist es nicht jetzt schon tut.
Und selbst wenn… Natürlich wird man dann in genau dem Moment auch wissen, dass man füreinander „bestimmt“ ist und während solcher Gedanken, die für jede erfreuliche, romantische Komödie eine perfekte Handlung abgeben würden, ist es kaum eine realistische Wahrscheinlichkeit, dass dies so auch im wahren Leben auch tatsächlich eintrifft. Sein ganzes Leben danach dann auch auszurichten ja sogar zu planen, ist der Innbegriff dessen, was dann an Enttäuschung, Trauer und Wut bei solchen Leuten, wir nennen sie „Oneitis“, dann auftreten. Zugegeben, auch ich selbst konnte mich bis zum heutigen Tage nie so richtig von diesem Hollywood – Gedanken lösen und auch mir wird es täglich, besonders durch meine Tätigkeit in diesem Bereich, regelmäßig ins Gehirn gehämmert, dass es da draußen irgendwo ja „diese Eine“ geben muss.
Doch da ist er dann wieder… Mein Verstand! Ich komme gar nicht erst in diese Situation, weil ich mich gar nicht dazu hinreißen lasse, mir mit irgendwelchen „Argumenten“ à la „Vom Winde verweht“ oder „Titanic“, sämtliche empirischen Belege einfach wegzuwischen und mich einer emotionalen Beweisführung hinzugeben. Warum? – Ja, weil ich doch selbst genau weiß, dass mir die Ergebnisse meiner emotionalen Beweisführung noch selbst zum Verhängnis werden… Früher oder später! Sie führen wie alle Wege nach Rom in Richtung Oneitis! Und wenn dann dieser Aufschlag da ist und einen die Realität wieder einholt, dann fällt die Enttäuschung und die Trauer dementsprechend schmerzhaft für einen aus.
Was ich noch faszinierender finde ist, wie dann am Ende des Traumes, dann, wenn man vor Schmerzen gelähmt am Boden liegt, sich im Innern alles anfühlt als hätte man Glas gefressen und ist grad dabei, die blutigen Scherben wieder auszukotzen, diese super tollen Freunde um die Ecke kommen mit dem Spruch: „Ach mein Gott! Mach Dir nichts draus! Dann war es eben nicht die Richtige!“ Natürlich meint es der Freund gut mit einem, sicher hatte er gute Absichten und wollte Trost spenden mit diesen schönen Worten. Worte, mit denen die zuvor im Gehirn verpflanzte Oneitis, wenn auch ungewollt, auch noch gerechtfertigt wird.
Ich kann mich selber noch an eine Zeit zurück erinnern, in der ich bei weitem mental nicht so weit war und mir solche Dinge auch sehr am Herzen lagen. Auch weiß ich, wie ein guter Freund mich ebenso trösten wollte und ich bin auch dankbar gewesen, dass da jemand bei mir war, der mir Rückhalt gab. Fakt ist aber auch, dass ich mich heute, mit dem Wissen jetzt, selbst dabei schwer im Zaun halten müsste, damit meine Faust eben nicht in sein Gesicht wandert.
Denn wie zuvor, wird in diesem oder ähnlichen Sätzen, dieser Motor der Oneitis erneut zum Laufen gebracht. Es wird gar nicht danach gefragt, inwieweit diese Gedankengänge, gerade in dieser angeblich so informativen und gebildeten Welt in fertigen Studien, sei es im Bereich der Biologie, Soziologie, Psychologie usw. wissenschaftlich Belege dafür haben, dass eben nicht so ist!
Dass es eben nicht „diesen Einen/diese Eine“ gibt! Anders herum müsste es ja demnach logischerweise diesen „JEMAND FÜR ALLE“ geben. Diesen „Everybodys Darling“ und das gibt es eben auch nicht, da es im Leben immer einen gibt, der einem ganz einfach unsympathisch ist, selbst wenn alle Freunde und Bekannte sagen, was für ein toller Kerl das doch ist – Mann mag ihn einfach nicht! Man weiß selbst nicht genau warum, aber man mag ihn nicht. Und genau so etwas hat irgendwo jeder. Sei es aus seinem näherem Umfeld oder eine Persönlichkeit aus den Zeitungen oder dem Fernsehen etc.
Um hier am Ende auch wieder zu einem Fazit zu kommen, möchte ich auch hier, nicht nur wie bereits oben erklärt, die Definition und Ursachen einer Oneitis erläutern, sondern auch meinen Gedanken dazu eröffnen, wonach ich auch auf diese eine bestimmte, weitere, schwerwiegende Ursache hinweisen möchte, wieso es auch nicht so einfach ist, von diesem Glauben abzulassen. Vielmehr sogar, fehlgeleitet durch bereits oben aufgezeigte Fakten, eher daran festzuhalten, ihn stellenweise sogar als erwiesene Tatsache zu betrachten.
Sich von einer Oneitis zu lösen und zu befreien, umso seiner Heilung zu Liebeskummer und Trennungsschmerz einen Schritt näher zu kommen ist ein seelisch sehr schmerzhafter Vorgang. Ich denke, dass es eine sehr starke Angst ist, die da in einem Inne wohnt. Es ist die Angst, sich von dieser Vorstellung, dass es die „EINE / den EINEN da draußen doch gibt, zu lösen und somit freier im Denken zu werden darauf basiert, dass das eigene Ego, im Lauf einer gewissen Zeit, eine oder mehrere „Investitionen“ in diesen Glauben getätigt hat. Ähnlich, als würde man zu einem tief religiösen Menschen gehen und diesem sagen, dass es einen Gott nicht geben kann weil dafür einfach die wissenschaftlichen Belege fehlen. Es ist einfach zu schrecklich, auch nur in Erwägen zu ziehen, dass es diesen Weihnachtsmann, oder diesen Osterhasen doch nicht gibt.
Diese westlich romantisierte Mythologie basiert schließlich doch voll und ganz auf eben dieser Prämisse, wonach es nur diesen einen perfekten Partner für jede einzelne Person gibt und es eben diese eine richtige und wichtige Sache im Leben ist, für sich diesen einen Menschen zu finden. Wie wir nun aber wissen, macht dies absolut gar keinen Sinn! Dennoch gibt es nicht gerade wenige Männer & Frauen da draußen, die ihr ganzes Leben mit der Suche danach verbringen, diesen ‚Seelenverwandten‘ für sich zu finden. Bei etlichen unter ihnen sitzt dieser Glaube so tief, dass sie sogar ungewöhnlich klare Vorstellungen von diesem Menschen haben und jeden anderen Menschen, der auch nur leicht von diesem Idealbild abweicht, kategorisch zurückweisen. Eben weil sie, ja gerade SIE es sind, die diese „Frucht des Lebens“ auch endlich verdient haben. Ein weiteres, typisches Verhalten für eine Oneitis eben.
Tja! Und so stark und so allgegenwärtig dieser Mythos in unserer kollektiven Gesellschaft als reell betrachtet wird, so schwieriger ist auch, bei eben nicht sachlicher, logischer und völlig nüchterner Betrachtungsweise, seine eigene Position in der jeweiligen Lebenssituation wahrzunehmen und somit neue und tatsachliche Perspektiven für sich zu erkennen und sich danach auszurichten. Ausrichten deswegen schon, da man ansonsten nie aus seiner persönlichen Oneitis rauskommt. Womit Trennungsschmerz und Liebeskummer ständige, durch regelmäßige Verdrängung teils immer wiederkehrende Weggefährten im eigenen Leben bleiben.
Im kommenden Artikeln zum Thema Oneitis und zu weiteren Themen wie Liebeskummer und Trennungsschmerz, gehe ich dann noch auf ein paar weitere Umstände, besonders über das „WARUM?“ und das „WAS DAGEGEN HILFT?“ ein. Da zeige eben auch so Perspektiven auf, welche es einem auch ermöglichen sollen, den Begriff Oneitis, die Definition und die Ursachen zu kennen und zu verstehen, sondern auch einen Weg für sich selbst zu finden, aus diesem Hamsterrad des Wahnsinns zu entkommen. Denn nichts ist schlimmer, als die Fesseln, die man sich nicht sich nur selbst anlegt, sondern auch die damit verbundenen Qualen, die damit verbunden sind!
In diesem Sinne…